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Eine Reise ist zu Ende

Ein Rückblick auf unsere Fahrt 🇩🇪🇨🇿🇦🇹🇸🇰🇭🇺🇭🇷🇧🇦🇷🇸🇧🇬🇬🇷🇹🇷🇮🇹🇸🇲

Heute, an unserem 8. Hochzeitstag, haben wir so viel Abstand gewonnen, um einige Worte zu unserer großen Radreise zu finden.

Alle Sachen sind längst gewaschen, die Fahrräder wieder sauber, der Garten auf Vordermann gebracht. Es ist etwas Ruhe eingekehrt, um ein endgültiges Fazit dieser epischen Tour zu ziehen.

So ungeplant wie diese Reise begann, musste sie am 13. September 2023 etwas abrupt enden. Wer im letzten Blogbeitrag einen gewissen Frust und Ärger herausgelesen hat, liegt damit nicht ganz verkehrt. Das wir uns am Abend dieses Mittwochs im Dunkeln, bei Gegenwind und Regen ungesehen nach Krostitz hineinschleichen würden, war so nicht geplant. Hier gab es dann doch einen echten Plan: Nämlich voller Freude, winkend, im Sonnenschein der untergehenden Sonne in den Krostitzer Finkenweg einbiegen, die Garage öffnen und erstmal eins aufmachen. Das letztere stimmt, sonst nichts.

Es war trotzdem eine ganz besondere und sehr erfolgreiche Reise durch 13 Länder Europas, wenn unser Heimatland mitgezählt wird. Schlechtes und kaltes Wetter hatten wir in den "letzten" sechs Wochen völlig vergessen. Erst der Abend des letzten Tages rief uns in Erinnerung, dass so etwas überhaupt noch möglich sein könnte. Der Wind kam nicht immer von hinten, aber wenn er von vorne kam, war es besonders heiß. Wir wussten es immer wieder sehr zu schätzen, über offene und freie Grenzen zu reisen, an denen es keine Kontrollen mehr gibt. Ein Aufenthalt an einer Grenze kann sich manchmal sehr lange hinziehen, wie zwischen der Türkei und Griechenland.

Je weiter wir nach Südosten reisten, desto mehr Müll lag am Straßenrand, was kein gutes Zeichen für unsere Welt ist. Schweren Unwettern, die in keinster Weise normal für Griechenland Anfang September waren, sind wir nur knapp entgangen.

Es gab tolle, schöne Momente mit Begegnungen anderer Radreisender. Leider kamen uns diese meistens entgegen oder hatten andere Ziele. Aber wir waren uns immer einig: Es gibt nichts Schöneres, als mit dem Fahrrad durch die Welt zu reisen.

Die schönste Landschaft? Wohl ganz sicher die Alpenregion in Österreich und Norditalien. Fast schon unnatürlich aufgeräumt und sauber. Auch schön, das Tal der Drina zwischen Serbien und Bosnien-Herzegowina. Ein Juwel ist der Balaton, eingebettet in die ungarische Tiefebene, auch wenn er ein touristischer Hotspot ist. Die freundlichsten Menschen? Ab Ungarn, Serbien, Bulgarien, BIH wird man immer wieder freundlich aufgehalten, aber die allerbesten trifft man am Ziel in Istanbul:


Bu harika şehirde sen olmasaydın tüm yolculuk bu kadar güzel olmazdı.  Düşüncelerimiz seninle.


Für Seda und Ilker


Mit dem Weg und der Zeit gewöhnt man sich allmählich an die Belastung, fast jeden Tag im Sattel zu sitzen. Es ist eine große Erleichterung mit elektrischer Unterstützung zu fahren und ein Ritzel mit 42 Zähnen dabei zu haben. Es geht aber auch mit viel Konzentration, Kraft und Willensstärke. 

Wir sind während der fast siebenwöchigen Reise stärker geworden und haben auch unsere Schwächen kennengelernt. Leider hatten wir viel zu viele Sachen über mehr als 3200 Kilometer durch die 13 Länder geschleppt. Das überflüssigste Teil war wohl eine Hängematte, gefolgt von einer zweiten Gaskartusche und diversen Paaren Socken. Auch waren Armlinge, Beinlinge, eine Mütze, Handschuhe, lange Hose, langärmliges Unterhemd und Bremsgummis völlig überflüssig.

Das reisende Ritzel hatte es wohl am allerbesten und musste trotz seiner 18 Zähne nichts tun, außer im Sonnenlicht glänzen. Am letzten Sonntag ist es in einem Tauchaer Schnapsladen von MarQ und Schnine gelandet und hofft auf eine baldige Weiterreise. Denn 4407 km sind für so ein Swapfiets-Ritzel noch lange nicht genug. Es musste ja auch nicht selber treten.

Die wichtigste Erkenntnis dieser wunderbaren Reise: 


Man kann alles schaffen, wenn man es wirklich will. Und, man hält so viel mehr aus, als man vorher glaubt. 


So ist es nun vorbei mit der Strampelei, nach 3215 km,  ca. 22 000 Höhenmetern und 146 Geocaches in 45 Tagen und nein, ich werde euch nicht verraten, mit wie vielen Worten wir euch an den 45 Abenden oder frühen Morgenstunden hoffentlich nicht gelangweilt haben. Tausend Dank, dass ihr hier so zahlreich dabei ward. Es war uns eine Ehre!


Steffen und Heike Kirchner

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Kommentare: 6
  • #1

    Renate (Dienstag, 19 September 2023 01:43)

    Hallo, Ihr zwei "Strampler", es ist bewundernswert, eine solche Tour zu unternehmen. Tolle Erfahrungen werden Euch ein Leben lang in Erinnerung bleiben, wovon Ihr immer zehren könnt. Ich habe nur 200 Fuss-Kilometer in 12 Tagen geschafft und ganz wenig Menschen getroffen. Aber ich kann nachfühlen, wie es Euch geht.

  • #2

    Lydia (Dienstag, 19 September 2023 03:55)

    Also ich bin der Meinung, dass eure Reise trotz der vielen schönen Erlebnisse, die ich dieses Jahr hatte, eines der aufregendsten Dinge war, an denen ich teilhaben durfte.
    So vielen Bekannten meinerseits erzählte ich in den letzten Wochen: "Stellt euch vor, mein Onkel und seine Frau reisen dieses Jahr auf dem Fahrrad bis nach Istanbul und wieder zurück. Sind die nicht verrückt?"
    Und diese Worte sagte ich jedes Mal mit so viel Begeisterung und Stolz...,
    (oh Gott, ich weine gleich xD )
    ... denn ich musste jedes Mal hinzufügen: "Er hat mich sogar an meinem 19. Geburtstag spontan mit seinem Besuch in Berlin überrascht, als er wieder einmal mit seinem Fahrrad unterwegs war. ^^
    Ich hab euch beide ganz doll lieb und habe mir WIRKLICH durch den Kopf gehen lassen, für euch diese Unmengen an Worte zu zählen, die ihr während der Reise verfasst habt...
    doch da ihr mit diesem Text nun alles so schön abgerundet habt, wollte ich nicht in zwei Monaten hinzufügen: "Ihr habt übrigens 224.784 Worte verfasst!"
    ... denn so lange, glaube ich, hätte ich mit dem Zählen gebraucht. XD
    In diesem Sinne, danke für diesen unbeschreiblichen Lesespaß.

  • #3

    Sabine J. (Dienstag, 19 September 2023 05:38)

    Bevor ich zur Arbeit muss, in den Morgenstunden ein kleines Statement.

    Guten Morgen an alle Leser.
    Glückwunschnachträglich zum Hochzeitstag.

    Ja den Worten von Lydia kann ich mich nur anschließen 'verrückt"!
    Ich bin ja auch gern für Herausforderungen, jedoch ob es sooo viele Tage auf einem Fahrradsattel sein müssen, wäre für mich zu überlegen?! Letztendlich hat jede Herausforderung etwas Verrücktes. Nochmals großen Beifall an Euch beide.
    Wir freuen uns, Euch gesund zurück zu haben. Die Zeit bis zum Arbeitsantritt rennt, nutzt die verbleibende sinnvoll und dafür weiter tolle Ideen, Freude und Spaß.
    Liebe Grüße aus der Heimat ein letztes Mal von Uwe und Sabine.

    DAS ENDE EINER REISE IST DER ANFANG EINER NEUEN.

  • #4

    Patricia (Dienstag, 19 September 2023 06:33)

    Ihr zwei Verrückten. Ich ziehe meinen imaginären Hut vor euch. Es war unglaublich schön euch auch über diese lange Zeit begleiten zu können und freue mich drauf von euch noch mehr zur Reise zu hören, denn ihr habt sicher nur die Highlights aufgeschrieben. Ansonsten kann ich mich den Worten von Lydia nur anschließen. Vor allem zum Mittag auf Arbeit habe ich gern davon erzählt was ihr erlebt habt. Genießt noch die Tage vor dem nächsten Highlight und weiteren Urlaub. Hab euch ganz doll lieb, ihr Zwei ❤️

  • #5

    Gabi und Dieter (Dienstag, 19 September 2023 07:00)

    Hallöchen ihr Lieben ❤️
    Herzlichen Glückwunsch zum Hochzeitstag und macht weiter so!!
    Was ihr geleistet habt ist wirklich bewundernswert. Ganz toll.
    Die vielen Eindrücke müsst ihr noch verarbeiten. Die Erinnerung bleibt für immer. Die Reiseberichte waren prima und man war irgendwie mit dabei. Genießt jetzt die Zeit daheim . Wir sehen uns am Samstag freuen uns und ganz liebe Grüße.

  • #6

    Jens und Ilka (Dienstag, 19 September 2023 08:19)

    Wir gratulieren euch von ganzem Herzen zu dieser grossartigen Leistung, liebe Heike und lieber Steffen. Das war echt ein Wahnsinnstripp und wir freuen uns sehr, dass ihr gesund wieder nach Hause gekommen seid.
    Ihr hattet mehr als einen Schutzengel dabei und soviel Glück mit dem Wetter über den gesamten Zeitraum, das hätte man nie für möglich gehalten. Ihr hattet zum Glück auch keinen Unfall, keine grosse Panne und keiner ist krank geworden. Alles lief perfekt, echt unglaublich.
    Es war eine total verrückte aber auch spannende und erlebnisreiche Reise, die ihr bestimmt nie vergessen werdet. Ihr habt unheimlich viel Kraft, Durchhaltevermögen und Mut bewiesen. Danke, dass wir durch eure täglichen Reiseberichte incl. den vielen schönen Fotos dabei sein durften. Das hat echt viel Spass gemacht.
    Vielen Dank für alles und bleibt schön gesund!
    Liebe Grüsse und tschüss bis bald!
    Jens und Ilka